Die vierte Etappe meiner Kanada-Tour führt mich von Wolfville nach Moncton. Die Strecke beträgt etwas über 300 Kilometer, die ich zum größten Teil in einem wackligen und etwas muffigen Bus zurücklege. Da dieser wirklich jede Kleinstadt mit längeren Pausen anfährt, bleibt mir genügend Zeit, mich mit der Kleinstadtidylle in Kanada vertraut zu machen.
Die kleinen Tante-Emma-Läden, die in Deutschland kaum noch vorhanden sind, gehören hier immer zum Straßenbild. Die meisten Leute treffen dort hier zu einem Schwätzchen, tauschen Erlebnisse der vergangenen Tage aus und beäugen einen Fremden wie mich etwas argwöhnisch. Leider werde ich hier nicht mit der bisher erfahrenen Offenherzigkeit begrüßt und als ich mich in einem Coffeeshop zum Mittelpunkt des Interesses entwickele, wird mir doch etwas mulmig zumute. Die meisten Touristen nutzen die Kleinstädte lediglich zum Einkauf von Lebensmitteln oder Angelzubehör, weshalb ich wohl eine Ausnahme von der Regel bin.
Ich beschließe, den nächsten Bus in zwei Stunden zu nehmen und flüchte mich in die Natur der Umgebung. Dort angekommen, fühle ich mich schon wesentlich befreiter und nach einer Wanderung entlang der rauen Küste ist das beklemmende Gefühl fast vollständig verschwunden. Ein beeindruckendes Schauspiel ist hier das Einsetzen der Ebbe. Noch nie in meinem Leben habe ich eine derart starke Gezeitenbewegung gesehen. Innerhalb von Minuten wird man von der Küste weggetragen, ohne auch nur einen Handschlag zu machen. Sofort stürzen sich Möwen, Weißkopf- und Fischadler auf die zurückbleibenden Fischreste.
Am Abend komme ich dann erschöpft mit dem Bus in Moncton an. Den Tag beschließe ich mit einem deftigen kanadischen Abendessen und einem Verdauungsspaziergang im Mepleton-Park.