Eingebettet in ein Tal zwischen schneebedeckten Vulkanen liegt die „Weiße Stadt“ Arequipa. Mit etwa 700.000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt Perus und gleichzeitig das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Südens, das Touristen vor allem mit seinen prächtigen, schneeweißen Kolonialbauten lockt, aber auch Ausgangspunkt für Reisen ins Altipiano und in den Cañon de Colca ist.
Eine Entdeckungstour durch die Stadt beginnt man am besten beim Aussichtpunkt von Yanahuara, von dem man einen wunderbaren Ausblick auf die weißen Barockkirchen und Villen hat, die im Hintergrund von den drei schneebedeckten Sechstausendern Misti, Chachani und Pichu Pichu überragt werden. Auf einer Bank oder Treppe in der Sonne sitzend kann man von hier aus den Anblick der Stadt auf einen wirken lassen und sich vorstellen, wie die Siedlung wohl zur Zeit der Inkas aussah, oder wie das Leben hier wohl vor 400 Jahren spielte, als das Zentrum ausschließlich den Weißen vorbehalten war, einem Umstand, dem Arequipa letztendlich auch seinen Spitznamen „Weiße Stadt“ zu verdanken hat.
Das koloniale Arequipa
Schlendert man vom Mirador de Yanahuara runter in das Stadtzentrum, kommt man als erstes am Kloster von San Catalina vorbei, in dem über Jahrhunderte hinweg über 100 Nonnen mit 400 Dienstmädchen lebten. San Catalina ist eine „Stadt in der Stadt“, wo Gässchen ihre eigenen Namen haben, es Gärten, Küchen, Werkstätten und eine eigene Wasserversorgung gibt. Umgeben von blauen und rostroten Mauern, die in der Sonne leuchten und den Lärm der Stadt aussperren, fühlt man sich zurückversetzt in eine vergangene Zeit und kann alles andere um sich herum vergessen, während man die alten Klosterzellen erkundet oder dem Singen der Vögel lauscht.
Als nächstes sollte man sich seinen Weg durch die schachbrettförmig angelegten Straßen in Richtung der „Plaza de Armas“ oder „Plaza Principal“ bahnen, deren Nordseite komplett von der mächtigen, aus Sillarstein erbauten Kathedrale eingenommen wird. Während sie von außen allein durch ihre Größe, die beiden Türme und die drei mächtigen Portale imponiert, beeindruckt in ihrem Inneren vor allem der riesige vergoldete Altar.
Neben der San Catalina und Kathedrale sind auch die Kirche La Compañía de Jesús, das Kloster Santa Teresa oder die weltlichen Herrenhäuser Casa del Moral oder Tristán del Pozo einen Abstecher wert. Jedoch hat die Stadt außer kolonialen Prunkbauten auch echte Inkaschätze zu bieten.
Die Inkamumie Juanita
Ganz in der Nähe der Plaza de Armas liegt das Museo Santuarios Andinos, das Museum der Andenheiligtümer. Dies ist das Reich der Andenprinzessin Juanita, der Mumie eines ungefähr 13-jährigen Mädchens, die Mitte des 15. Jahrhunderts auf dem Berg Ampato, etwa 70 Kilometer nördlich von Arequipa, den Göttern geopfert wurde.
1995 entdeckte der amerikanische Archäologe Johan Reinhard die gut erhaltene Mumie, die er Juanita taufte, in einer Höhe von 6310 Metern. Durch Untersuchungen ihres Körpers konnte man die Umstände des Opferrituals rekonstruieren und so einen Einblick in die Welt der Inkas erhalten: Nach einer Fastenzeit wurde die Auserwählte erst mit Chicha-Bier betäubt und schließlich mit einem Schlag auf den Kopf getötet. Sie scheint den Weg zu ihrem eisigen Opferplatz freiwillig gegangen zu sein; vielleicht war sie sogar stolz.
Zusammengekauert, halb sitzend, halb liegend, kann man den kleinen Körper nun in einem gläsernen Tiefkühlkasten bewundern. Ein Film informiert Besucher über die Entdeckung Juanitas und die Erforschung der Mumie. Außerdem kann man, wenn man sich dafür interessiert, noch mehr lernen über Inkamumien (Juanita ist zwar die Bekannteste, aber bei weitem nicht die Einzige), die Bedeutung ihrer Körperhaltung, ihrer Kleidung und ihrer Grabbeigaben.
Den Abschluss eines Tages in Arequipa sollte ein typisch peruanisches Essen bilden. Da die Weiße Stadt ein Magnet für Touristen ist, wird man hier zwar vom Franzosen und Italiener bis zum Chinesen – in Peru „Chifa“ genannt – alles an Restaurants finden, aber auch die peruanische Küche ist vielfältig und lecker und wird in vielen Restaurants im Zentrum angeboten. Wer allerdings genug Spanisch spricht und eine wirklich peruanische Erfahrung machen will, sollte einen Bogen um die touristischen Gaststätten machen und den Mercado San Camilo aufsuchen. In einem lebhaften Durcheinander werden frischer Fisch und Fleisch angeboten und farbenfrohe Berge an Obst und Gemüse. Dazwischen findet man kleine Küchen, in denen man für vier Soles (etwa ein Euro) ein ganzes Menü mit Suppe, Hauptspeise und Getränk bekommen und dann im Kreis der Einheimischen an einem Tisch sitzen und das bunte Treiben beobachten kann.