Ein Abenteuer der ganz besonderen Art ist die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn auf der längsten Eisenbahnstrecke der Welt. Ausgehend vom Jaroslavler Bahnhof in Moskau führt die Fahrt über 9.298 Kilometer nach Vladivostok. Um die gesamte Strecke hinter sich zu bringen, wird eine Fahrzeit von 160 Stunden veranschlagt, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 58 Kilometer pro Stunde entspricht.
Die Anreise in die russische Hauptstadt sollte schon einige Tage vor der eigentliche Zugfahrt erfolgen, denn die Millionenmetropole hat derart viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, dass vermutlich ein oder zwei Tage nicht ausreichen werden. Absoluter touristischer Höhepunkt ist der Moskauer Kreml, der von Besucher nur in kleinen Teilen besichtigt werden kann, da er auch aktuell der Regierungssitz der russischen Regierung ist. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert und diente dem Zaren als Residenz. Der Kreml ist von einem Mauerring umgeben, der mit 20 individuellen Türmen versehen ist, der höchste von ihnen ist 71 Meter hoch. Einer der berühmtesten Plätze der Welt ist der Rote Platz. Hier wurde im Laufe der Jahrhunderte Geschichte geschrieben. Zahlreiche Paraden, Demonstrationen und politische Umstürze fanden hier ihren Höhepunkt. Er wird vom Kreml, vom Kaufhaus GUM und der St. Basil Kathedrale eingegrenzt. Die Kathedrale mit ihren Zwiebeltürmen ist wohl das beliebteste Fotomotiv Moskaus. Diese besondere architektonische Meisterleistung wurde zu Ehren von Ivan den Schrecklichen in der Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut. Nach dem Trubel der russischen Hauptstadt beginnt die abenteuerliche Reise durch die Gebirgswelten des Ural, durch das einzigartige Sibirien und der weiten Einsamkeit des asiatischen Russlands.
Die erste wichtige Station liegt bei Kilometer 956, die Stadt Vjatka (Kirov). Sie erfreute sich in der Vergangenheit einer großen Beliebtheit als Verbannungsort. Weit genug entfernt von den Regierungszentren Moskau und St. Petersburg schickten russischen Staatsführer ihre Konkurrenten gerne hierher, um sie aus dem Fokus der Öffentlichkeit zu verbannen. Dank seiner exponierten Lage war Vjatka in den zurückliegenden Jahrhunderten das Zentrum des Pelzhandels. Heute leben hier knapp 350.000 Menschen.
Ekaterinburg ist eine der jüngeren Städte Russlands. Sie wurde zu Ehren der Zarin Ekaterina I. von Zar Peter I. als industrielles Zentrum im Ural gegründet. Die Stadt ist vor allem ein Schwerpunkt der russischen Industrie und bietet kaum Sehenswertes. Trotz allem erhielt die Stadt als Ort der Ermordung der Zarenfamilie ihren Eintrag in die Geschichtsbücher. Zar Nikolaus II, seine Frau und seine Kinder durch Bolschewisten ermordet, nach der politischen Wende wurden die Gebeine nach Moskau gebracht und 1998 sogar heilig gesprochen.
Nachdem man die beeindruckende Gebirgslandschaft des Urals hinter sich gelassen hat, erwartet den Reisenden die unendlichen Weiten Sibiriens, wobei man mit dem Namen sofort unbewusst Kälte assoziiert. Omsk liegt 2.711 Kilometer vom Ausgangsort entfernt und war bis zur Wende eine geschlossene Stadt – ausländische Besucher haben die Stadt bis ins Jahr 1990 nie zu Gesicht bekommen. Die zweitgrößte sibirische Metropole war lange Zeit ihrer Geschichte vor allem ein Militärstützpunkt. Die 1,1 Millionen Einwohner sind größtenteils im industriellen Sektor beschäftigt, denn Omsk gilt als Zentrum der Kohle-, Reifen- und Raumfahrtindustrie.
Novosibirsk ist die Hauptstadt Sibiriens – und irgendwie klingt der Name schon ein wenig nach Verbannung. Wenn man sich die typische sozialistische Architektur so anschaut, fühlt man sich gleich um Jahrzehnte zurückversetzt. Eigentlich wurde die Stadt nur gegründet, um für die Transsibirische Eisenbahn einen geeigneten Übergang über den Fluss Ob zu schaffen. Inzwischen fungiert Novosibirsk als Verkehrszentrum, Messe- und Industriestandort. Keine andere Stadt verkörpert die Region Sibirien derart wie Novosibirsk.
In Russland wird Sibirien häufig als der gesamte asiatische Raum Russlands definiert, auch wenn es nach den Vorstellungen der Geographen etwas kleiner ausfällt. Sibirien zeichnet die unglaublich faszinierende und vielfältige Landschaft aus, die in vielen Jahren neun Monate von einer Schneedecke überzogen ist, wofür das extreme kontinentale Klima mit seinen heißen Sommern (bis zu 40 Grad) und seinen kalten Wintern (bis zu -72 Grad) verantwortlich ist. Dementsprechend wechselt das Landschaftsbild von karger Einöde zu blühend grüner Natur, mit einer einzigartigen Tierwelt.