Kolumbien könnte so schön sein. Doch das Koks-Problem begräbt eine ganze Kultur von Malern, Tänzern, Sportlern und Schriftstellern unter der teuflischen Profitgier. Jeder der kokst hat Mitschuld an der Misere. Und Hollywood lässt die ganze Sache auch noch cool aussehen.
Solange ein paar Gramm Koks mehr wert sind als ein Menschenleben, solange wird die Angst weiterhin in Kolumbien regieren. Die unendliche Geldgier, die Drogensucht und der kolumbianische Terror mögen für den spaßorientierten analogen Menschen in den 70ern in keinem Zusammenhang gestanden haben, heutzutage werden sogar in Hollywood-Blockbuster-Filmen die Begründer der Koks-Szene gefeiert.
Koks aus Kolumbien, geschmuggelt von Johnny Depp
In dem Film „Blow“ kann der Zuschauer neben dem Aufstieg des Drogenbarons Jung (gespielt von Depp) die beeindruckende Landschaft des Landes erleben und auch Pablo Escobar kennenlernen, der übrigens aufgrund seiner Liebe zu typisch amerikanischem Fastfood dick wurde. Schade ist nur, dass die Personen im Vordergrund stehen und der Drogen-Zeitgeist ohne kritsche Töne über Morde, Angst und Schrecken abgebildet wird. Johnny Depp als George Jung wirkt wie ein unsicheres Kind, das durch Zufall zum größten Drogendealer der USA aufsteigt, doch diese Menschen sind gefährliche Mörder.
Pablo Escobar war bekannt für seine Skrupellosigkeit. Zu Hochzeiten gingen zwanzig Morde pro Tag auf sein Konto, er hatte unzählige junge Geliebte, wurde eine davon schwanger, war das ihr Todesurteil. Wurde Escobar festgenommen, sagte jemand gegen ihn aus, war er innerhalb kürzester Zeit tot. Die kolumbianische Krawatte kam damals auf, eine Tötungsart, die man nicht mal beschreiben möchte. Er ließ Millionen von Menschen in Angst leben, ein einziger Mann kontrollierte alles. Er kreierte ‚plata o plomo‘ also Silber oder Blei. Entweder bestechen lassen oder erschossen werden.
Eine Jugend in Armut und Gewalt
Escobar wurde 1949 in der Nähe von Medellín geboren, zu dieser Zeit gehörten ungefähr zehn kolumbianischen Familien 97% des Reichtums. Diese ungeheuerliche Verteilung führte beim Rest der Bevölkerung zu extremer Armut und lähmte jegliche Veränderung. Der junge Escobar wollte von klein auf ganz nach oben und nach Aussagen der Mutter war Escobar ungeeignet für ehrliche Arbeit, denn er wollte schon früh an Macht kommen. Durch linke intellektuelle Ideen brüstete sich der Drogenbaron mit diversen Wohltaten, er baute Stadtviertel für Arme, Fußballstadien, Krankenhäuser und Schulen. Hier liegt wohl auch die Krux in der Sache, Escobar wird in Teilen des Landes noch immer verehrt, er selbst sagte er wolle Kolumbien zu einem besseren Land machen. Schulen aus Drogengeld, Förderung der Jugend nachdem diese durch die Drogen zerstört wurde. Der Preis ist noch immer hoch, die Spuren in der Gegenwart noch sichtbar, das Drogenproblem alles andere als beseitigt. Escobar hat das Land geprägt, sein alter Landsitz, der fast schon Michael Jackson’esque anmutet, ist ein Freizeitpark geworden, die von ihm importierten Flußpferde haben sich im angenehmen Klima vermehrt.
Kolumbien heute
Die Männer waren nicht alleine an der Spitze des Drogenkartells, eine weibliche Version Escobars war die 1943 geborene Griselda Blanco, die erst 2012 erschossen wurde. 2011 erklärt ein internationales Gremium, dass der Kampf gegen die Drogen gescheitert ist und rät zur Legalisierung. Denn Kolumbien ist nur ein Teil der Drogenwelt, ebenso tobt in Mexiko die Gewalt, initiiert vom weißen Gold. Seit beginn der großen Drogenzeit sind hunderttausende Menschen getötet worden, wurde Sicherheit und Wohlstand der breiten Masse untergraben und die Machtverhältnisse in die falsche Richtung verschoben. Das Auswärtige Amt bestätigt eine Verbesserung der Sicherheitslage seit den letzten Jahren. In vielen Metropolen und der Hauptstadt Bogotá ist es ungefähr so sicher wie in anderen lateinamerikansichen Großstädten, das ist für Kolumbien wohl ein Kompliment. Trotzdem soll man mit „Leichtgepäck“ reisen, keine Wertsachen mitnehmen und vor allem nicht am Körper zur Schau stellen.
Dennoch ist die Farc, die größte Guerillabewegung Lateinamerikas, weltweit ein Begriff und die Anschläge erfolgen weiterhin. Entlegene Landesteile und der Süden sind zu meiden aufgrund gewaltsamer Aufeinandertreffen verschiedener Gruppen. Vor allem die Grenzregionen zu den Ländern Venezuela, Ecuador, Peru und Panamá sind alle in den Drogenhandel involviert und sollten deshalb natürlich großräumig gemieden werden, die Drogenhändler müssen natürlich den Zoll umgehen, oft kommt es dabei zu Schießereien. Das Sicherheitsrisiko ist generell sehr viel höher als in Europa, hinzu kommt die Gefahr der Entführungen um Lösegeld zu erpressen.
Nachts sollten einsame Plätze gemieden werden, nichts darf unbeaufsichtigt sein, Koffer müssen eingeschweißt werden um zu verhindern, dass man unwissend als illegaler Drogenschmuggler eingesetzt wird und von typischen Rucksackreisen wird sowieso abgeraten. Niemals per Anhalter reisen und niemals Tramper mitnehmen, immer die Umgebung beobachten und sicherstellen, dass man nicht beobachtet wird und so weiter und so fort. Die Sicherheitsinformationen über Kolumbien lassen den Touristen überlegen, ob er dieses eigentlich kulturell und landschaftlich vielfältig vollgestopfte Land nicht doch lieber von der Reiseliste streicht.
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