Die Rückkehr in eine mittelalterliche Gesellschaft, anders lässt sich eine Reise in das Königreich Mustang nicht beschreiben. Das einstmals unabhängige Königreich Mustang gehört heute zum Staatsgebiet von Nepal, liegt auf einer Höhe von durchschnittlich 2.500 Meter und wird von der herrlichen Kulisse der Achttausender eingerahmt.
Die Randausläufer des Himalajas sind auch für das trockene Klima im „Tal“ verantwortlich. Sie dienen als Regenschatten, denn die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei circa 35mm im Jahr. Die steinige Felsstruktur, die baumlosen Ebenen und die schneebedeckten Gipfel – eine etwas trostlose, aber unheimlich faszinierende Atmosphäre herrscht in dem 80 Kilometer langen und 45 breiten Königreich. Obwohl es bereits im 18. Jahrhundert von Nepal annektiert wurde, konnte die Monarchie bis in die heutige Zeit bewahrt werden. Regent ist König Jigme Palbar Bistar, der als letzter wirklicher Raja im Himalaja bezeichnet wird. Raja ist die Bezeichnung für einen Herrscher, war vor allem im indischen und asiatischen Raum verbreitet, er dient als Gegensatz zu den islamischen Bezeichnungen Shah oder Sultan.
Die Seele des Königreiches ist der Fluss Kali Gandaki, dessen Quelle und Ursprung mythisch behaftet ist. Das Flusstal gehört zur „Annapurna Conservation Area“, die im Jahr nur wenige Touristen betreten dürfen, obwohl es gerade für Trekker ein beliebtes Reiseziel geworden ist. Ein Tag Aufenthalt kostet 70 Dollar und soll eigentlich der wirtschaftlichen Entwicklung des Tales dienen. Der Anbau und die Werkzeuge der hier lebenden Menschen sind vergleichbar mit spätmittelalterlichen Werkzeugen in Europa. Das Leben der Menschen ist äußerst einfach strukturiert, hat sich aber seit der Öffnung für den Tourismus kontinuierlich weiterentwickelt. Der Konflikt für moderne Staaten besteht immer darin, den Menschen ihr bestehendes Weltbild nicht vollkommen zu zerstören. Der Bau einer Straße als wirtschaftliche Basis wurde begonnen und es verkehren auch die ersten Busse.
Als Zentrum oder Hauptstadt kann man Jomsom bezeichnen. Der Ort besitzt einen eigenen Flughafen und dient meist als Ausgangsort für Trekking-Touren. Das kleine hiesige Museum zeigt kostbare Kostüme, Bücher sowie eine Fotosammlung über das Land. Nepal hat Jomsom zudem als Standort für seine Gebirgsjäger auserkoren, die hier in einer Höhe von über 2.700 Meter und an den Felsen am Fuße der Achttausender ausgiebig trainieren können.
Die Touren sind zwar ein hoher Kostenfaktor, aber auf jeden Fall lohnenswert und ein äußerst seltenes Erlebnis. Die recht eigenwillige Landschaft mit ihrer kargen Struktur bietet selten Abwechslung, eher große Entbehrungen – ein echtes Abenteuer und Zeitreise in die Vergangenheit.