Paris nervt. Prag ist der Nabel der Welt! Denn Prag ist echt, nicht so überflutet, nicht ausverkauft und einfach magisch. Steinfiguren tanzen auf den Häusern, Jugendstilfassaden überdauern die Zeit. Alte Omas vermieten das Zimmer des verstorbenen Ehemannes. Man kann den echten Duft der Stadt einsaugen, immer und überall!
Prag hat natürlich immernoch die großen Anziehungspunkte, die Türme und den Jugendstil, die großen alten Häuser und die mystischen Friedhöfe. Doch hinter den Fassaden tobt das Leben, Prag ist eine junge und lebendige Stadt.
Prag hat die Tram, Paris hat Mickey Maus
Easyjet fliegt schon seit Jahren Prag an, es gibt viele westliche Touristen, die die Stadt für ihren Charakter und das billige Bier schätzen. Trotz einiger Anlaufpunkte für Spaß- und Sauftouristen ist Prag jedoch nicht zu einem Museum oder Disneyland, wie z.B. Paris, verkommen. Am Bahnhof stehen alte liebenswürdige Omas, die für wenig Geld eines ihrer Zimmer vermieten. Die Gardinen riechen nach Sozialismus, die Blümchen-Tapete ist verblasst, die Betten sind weich und knarren. Besser als jedes Fünf-Sterne-Hotel.
Die öffentlichen Verkehrsmittel machen Spaß in Prag. Günstig und alt, der Wind vergangener Generationen weht dem Passagier durch das Haar, die Sitze fühlen sich echt an. Die Schienen liegen so, wie vor hundert Jahren, die Stadt war nie geteilt, wie z.B. Berlin. Und doch verbinden die Routen Teile der Stadt, die nicht mehr so richtig eins sind, die sich unabhängig voneinander entwickelt haben.
Alte Straßenbahnen im modernen Prag
Die Straßenbahnen sind aus den 60er Jahren, der Sozialismus lässt grüßen. Vielleicht ist es Geldmangel, wie in Berlin so lange Zeit, oder aber für die Touristen geplant. Die größte zusammenhängende Burganlage neben kleinen Gassen mit Kitsch und Knödel, das ist Prag. Typisch tschechisches Essen, gutes Bier, gemütliche Kaschemmen, man muss sich nur hinein trauen, die Menschen sind freundlich. Auch alte Stadtviertel, die langsam das Wort Gentrifizierung kennenlernen, sind vorzufinden.
Auf der Karslbrücke gibt es Schmuck und Trödel, aber nicht dieser allerwelts-Kram, sondern tschechische Künstler fertigen Unikate, ganz so, als würde man Lonely Planet und Facebook einfach nicht in die Gegend lassen. Ohne Touristen geht es nicht, selbst Chemnitz als Vorbote Prags wurde schon entdeckt.
Prag schluckt die Touristen, Prager bewundern Havel
Václav Havel ist der Superstar unter den ehemaligen Politikern in Tschechien. Geliebt und verehrt sprengt er so ziemlich jedes Klischee und gibt den Staatsmännern einen Glanz, der niemanden zugetraut wurde und vielleicht auch erst in fernern Zukunft wieder jemand ausstrahlen wird. Zugreisen durch Tschechien sind, wie eigentlich in allen Ländern mit funktionierenden Schienen, wunderbar und einen Ausflug wert.
Prag hat die Massen an Touristen geschluckt, die Amerikaner und die Engländer, die nicht fassen konnten, dass etwas so billig und gleichzeitig so echt und schön ist. Am Stadtrand tauchen Villen auf, viel grün, es ist ein Roman. Postkutschen-Romantik, fast wie für Touristen gemacht, zieht sich durch die Straßen. Zurück im Zentrum, vorbei an Firmenzentralen und Plattenbauten, da gibt es sie noch, die verrückten Bars. Wo die Joints umhergehen und die Bierkrüge im Minutentakt aufgefüllt werden. Wenn das Wetter umschlägt, dann sieht es draußen düster aus, das Wort, das alle sagen, kafkaesk. Es ist alles noch da und es wird auch lange noch bleiben. Prag ist egal zu welcher Jahreszeit immer eine Reise wert, egal ob im Winter oder im Sommer. Sie zählt nicht umsonst zu Europas schönsten Städten. Wer also noch nicht da war, sollte sich den Flair und die Sehenswürdigkeiten Prags nicht länger entgehen lassen.