Wie kaum ein anderer Autor entführt Donna Leon ihre Leser mit schöner Regelmäßigkeit in den Alltag der Traumstadt Venedig. Hier, zwischen kleinen Kanälen und dunklen Gassen, spielt die Mehrheit ihrer Kriminalfälle, die der charismatische Commissario Brunetti stets in der Lage ist aufzuklären. Auf seinen Spuren zu wandeln bedeutet auch, die Lagunenstadt mit Weltruf aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln und abseits ausgetretener Touristenpfade kennenzulernen.
Mit dem Vaporetto Nr. 1 die Altstadt entdecken
Einen wunderbaren ersten Eindruck von Venedig erhalten Besucher, die mit der Vaporetto-Linie 1 fahren. Die wohl beliebteste Wasserbus-Linie der Stadt führt über den gesamten Canale Grande – und damit auch an den beliebtesten und bekanntesten Wahrzeichen der Stadt vorbei. Ob San Simeone Piccolo oder Fischmarkt mit Ca’Pesaro, ob Rialtobrücke oder Palazzo Grassi, Santa Maria della Salute oder Markusplatz – in relativ kurzen Abständen hält der Wasserbus und bietet damit Gelegenheit, die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt hintereinander zu besichtigen. Übrigens: Die Linie 2 fährt dieselbe Route, fährt aber nicht jeden Halt an und ist daher auch etwas schneller. Brunetti-Fans aufgepasst: Gegenüber des Anlegers Sant’Angelo liegt das Eckhaus mit typisch venezianischer Dachterrasse, die der Commissario mit seiner Familie in den Erfolgsromanen bewohnt.
Zu Fuß von Schatten zu Schatten springen
Schattenspringen ist eine der liebsten Beschäftigungen echter Venezianer. Gemeint ist damit, mit Freunden und Bekannten mal eben auf „un ombra“, einen Schatten im nächsten Weingeschäft, zu verschwinden. Dort gibt es sie, die kleinen Gläschen mit fantastischen Weinen aus Venezien, gepaart mit den wunderbaren, frisch belegten Cicchetti (Häppchen mit Käse, Schinken oder selbst hergestellten Aufstrichen), die das Wasser im Munde zu jeder Tageszeit zusammenlaufen lassen. Auch der Commissario ist dem kleinen Genuss im Alltag nicht abgeneigt. Vor allem dann nicht, wenn so ein belebtes, schattiges Plätzchen in der Nähe eines Tatortes liegt oder potenzielle Zeugen hier gern und oft vorbeikommen. Die zahlreichen kleinen Weinhandlungen und Cafés sind über die gesamte Altstadt verstreut und liegen oftmals in direkter Nähe zu versteckten Sehenswürdigkeiten wie der letzten Gondel-Werft Venedigs oder dem Teatro la Fenice, das tagsüber für Besichtigungen geöffnet ist.
Auf einen Kaffee an Original-Drehorten
Typisch Brunetti sind neben wilden Verfolgungsjagden auf Venedigs Kanälen und durch dunkle, verwinkelte Gassen auch viele Kaffeeszenen. Kein Wunder, auch der kleine Kaffee zwischendurch, vielleicht mit einem süßen Teilchen, ist gute italienische und venezianische Tradition insbesondere am Vormittag. Krimiautorin Donna Leon bevorzugt dafür den chinesischen Salon des legendären Caffe Florian oder die traditionelle Pasticceria Rosa Salva am Campo SS. Giovanni e Paolo, wo auch viele Brunetti-Außenaufnahme gedreht wurden. Perfekte Orte, um einen Venedig-Besuch mit Ruhe und Muße ausklingen zu lassen, bevor es mit dem Vaporetto Nummer 1 zurück zum Hauptbahnhof oder zum Busbahnhof in Richtung Flughafen geht…
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