Die Vía de la Plata, die Silberstraße, ist so etwas wie ein Mythos in Spanien geworden. Die Straße, die den Norden der Iberischen Halbinsel mit ihrem Süden verbindet, existiert schon seit dem 2. Jahrhundert vor unserer Zeit.Ausgehend vom sagenumwobenen Tartessos im Süden Spaniens, das vor allem für seinen Metallreichtum bekannt war, beginnt die Geschichte der Silberstraße. Die Römer, die die Iberische Halbinsel seit 218 v.Chr. besetzt hielten, bauten die bereits vorhanden Verkehrswege innerhalb Spanien erheblich aus, weshalb man vielerorts davon ausgeht, dass die Vía de la Plata römischer Natur ist. Mitnichten, die Verbindung zwischen Sevilla, über Merida, León und Salamanca, bis nach Gijón existierte schon vor der römischen Besatzungszeit, jedoch lag es im Interesse der Invasoren, diese auszubauen. Bis hinein ins 19. Jahrhunderte besaß die Silberstraße einen hohen Stellenwert bei Reisenden, konnte man doch schnell vom warmen trockenen Süden in den Norden nach Galicien gelangen.
Inzwischen hat man die Vía de la Plata zum Pilger- und Wanderweg erhoben, die auch Eintrag im UNESCO-Weltkulturerbe gefunden hat. Dank der Silberstraße wurden auch Städte wie Merida oder Salamanca mehr in den Vordergrund gehoben, schließlich finden sich hier zahlreiche Zeugnisse der Besiedlungsgeschichte der Iberischen Halbinsel. Beginnt man mit der Wanderung im warmen und sonnigen Süden, muss man sich bis zum Endpunkt, den das legendäre Santiago de Compostela markiert, auf ganz unterschiedliche Witterungsbedingungen einstellen.
Am Ende der verschiedenen Tagesetappen, die immer wieder von Zeugnissen der maurischen, römischen und spanischen Kultur gesäumt werden, finden sich eigens für diese Strecke errichtete Herbergen und Pilgerunterkünfte, die durchaus preiswert zu sein scheinen. Ausgangspunkt der Reise in das andalusische Sevilla, die schon seit Jahrhunderten eine bekannte Seefahrermetropole ist. Neben zahlreichen Festivitäten ist die Stadt vor allem für seine Bauwerke berühmt. Die drittgrößte gotische Kathedrale, Maria de la Sede, nennt die Stadt beispielsweise sein eigen. Hinzu kommen noch maurische Paläste oder die von Kolumbus gegründete Marineschule. Wenn man genug von der schönen Stadt gesehen hat, begibt man sich auf den Weg nach Merida.
Merida war in früherer Vergangenheit die Hauptstadt der autonomen Republik Extremdura. Vor allem zur Zeit der römischen Herrschaft war Merida ein beliebter Ort für den Ruhestand und so verwundert es nicht, dass die meisten architektonischen Sehenswürdigkeiten aus jener Zeit stammen. Die Römische Brücke, der Tempel der Diana oder die Reste des Circus Maximus stehen exemplarisch für diese Epoche.
Die nächste große Station auf der Reise in den Norden Spaniens ist Salamanca. Durch ihre zentrale Lage avancierte die Stadt schnell zu einer wichtigen Handelsmetropole. Die Blütezeit erlebte Salamanca im Mittelalter, wo wunderschöne Sakralbauten in der Stadt entstanden. Der Plaza Mayor, der zentrale Platz der Stadt, gilt als einer der schönsten in ganz Spanien. Dank seiner großen Universität besitzt der Ort eine recht junge Bevölkerung und ein intensives Nachtleben, in welches sich das Eintauchen lohnt.
Endpunkt der Reise durch die spanische Vergangenheit ist Gijón. Die asturische Hafenstadt am Golf von Biskaya besitzt zwar keine so bewegende Geschichte wie die anderen Orte an der Silberstraße, jedoch war die schon immer ein wichtiger Umschlagplatz für Waren. Selbst die Römer verschifften von hier aus Waren nach Britanien. Wenn man diese Strecke hinter sich gebracht hat, hat man mit Sicherheit sehr viel über die Kulturgeschichte Spaniens erfahren und gelernt.
Durch die Wanderung auf der Vía de la Plata gewinnt man ganz neue Einblicke in das Lieblingsurlaubsland der Deutschen.