Der schottische Norden gilt im Allgemeinen als rau mit ständigem Wind und Regen. Genau genommen, stimmt dies schon, aber wem ein kleiner Schauer nichts ausmacht, der wird eine einzigartige Naturlandschaft entdecken, in welcher ab und zu kleine Zeugnisse der Geschichte zu finden sind. Eines jener Zeugnisse ist Dunrobin Castle an der Ostküste Schottlands.Die Wanderung durch Schottland ist in erster Linie immer ein Landschaftserlebnis. Egal in welcher Gegend man unterwegs ist – das Land ist reich an langgezogenen Wäldern, unzähligen Seen, abenteuerlichen Felslandschaften und zahlreichen Schlössern. Dunrobin Castle gehört den prachtvollsten jener schottischen Schlösser. Von weitem mutet das weiße Castle wie ein vergessenes Märchenschloss an. Umrandet von einer immergrünen Landschaft recken sich die Türme des Schloss in die luftige Höhe und ermutigen den Wanderer zu schnellen Voranschreiten.
Dort angekommen, erwartet den Besucher ein prachtvoller Landschaftsgarten, der ganzjährig geöffnet hat und stilvoll gestaltet wurde. Hatte man diesen Durchschritten taucht man ein in die Welt der Earls und Dukes von Southerland, die hier seit dem Mittelalter residierten. Als Zeugnis der Erbauung dient ein Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert, dessen bauliche Überreste noch im Innenhof des Schlosses zu bewundern sind. Erstmals als Festung tritt Dunrobin Castle im Zusammenhang mit Robert de Moravia, dem sechsten Earl of Sutherland, am Beginn des 15. Jahrhunderts in Erscheinung. Dank umfangreicher Umbauarbeiten im 17. Jahrhundert erhielt die alte Burg zwei neue Flügel. Seine heutige Ansicht erhielt das Schloss in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der 2. Duke of Sutherland, George Sutherland-Leveson-Gower, den Architekten Charles Barry mit der Gestaltung des Schlosses beauftragte. Dieser hatte bereits Palace of Westminster entworfen und sollte hier ein französisches Stilschloss mit einem Versailles nachempfundenen Garten erbauen.
Von den insgesamt 189 Zimmern können ein Großteil von den Besuchern besichtigt werden, was durchaus lohnenswert ist. Typische Stilelemente des französischen 19. Jahrhunderts finden sich auch hier im Dunrobin Castle wieder. Da sich die Adligen gern mit den Trophäen ihrer Großwildjagden prahlten, findet sich hier im Schloss, welches viele solcher Opfer jener Jagden zur Schau stellt. Als Dokumentation der damaligen Zeit ein wichtiger Gesichtspunkt, aber aus heutiger Sicht natürlich vollkommen verwerflich.
Natürlich darf in einem schottischen Schloss auch eine Geisterlegende nicht fehlen. Im 17. Jahrhundert kam es zu der Hochzeit zwischen dem Earls of Sutherland und einer Lady Jean Drummond, die eine gemeinsame Tochter Margaret zur Welt brachte. Die Tochter verliebte sich unglücklich in einen Stallburschen des Schlosses und weil eine solche Liebe natürlich nicht standesgemäß war, wurde sie vom Earl verboten, woraufhin des Bursche verbannt und das Mädchen in einen Turm verbannt wurde. Eigens für einen Fluchtversuch schmuggelte das Mädchen ein Seil mit in den Turm – der Fluchtversuch wurde aber verraten, worauf der Earl in den Turm stürmte. Seine unglückliche Tochter ließ daraufhin das Seil los und starb. Seither treibt ihr Geist sein Unwesen in Dunrobin Castle.
Da sich das Schloss wunderbar mit ausgedehnten Wanderungen durch die Umgebung kombinieren lässt, ist Dunrobin Castle ein wirklich attraktives Ziel für Outdoor-Fans.