Warum in die Ferne schweifen, das Schöne liegt so nah. So, oder zumindest so ähnlich müsste es heißen, wenn man vom Wandern rund um den Bodensee spricht. Der herrliche See im Dreiländereck Schweiz, Österreich und Deutschland gelegen, ist in jedem Fall eine wunderbare Gelegenheit, um in den heimatlichen Gefilden zu wandern.
Den meisten Menschen sind lediglich die Radwege rund um den Bodensee bekannt, dabei gibt es hier wunderschöne Wanderwege, die abseits der lauten Straßen mitten durch die abwechslungsreiche Flora und Fauna verlaufen, dabei auch einen ganz anderen Verlauf nehmen als die Radwanderwege. In acht bis elf Etappen lässt sich die insgesamt 260 Kilometer lange Strecke problemlos bewältigen. Die jeweiligen Etappenziele sind dann meist bekannte Ortschaften am Ufer des Sees, wo man leicht günstige Übernachtungsmöglichkeiten oder Zeltplätze findet. Die Wanderung wird eine Mischung aus Kultur mit historischen Bauten, schönen Altstadtviertel, beschaulichen Ortschaften und stilvollen Kirchen, und Natur mit bunten Wäldern, grünen Wiesen, idyllischen Badeplätzen und zerklüfteten Bergwelten.
Die erste Etappe der Reise beginnt in Konstanz und der Insel Mainau, geht über den Teufelstisch, der Katharinen- und Marienschlucht bis hin nach Bodman. Der Streckenverlauf ist knapp 26 Kilometer lang und kann je nach Länge der Zwischenstopps fünf bis acht Stunden dauern.
Konstanz ist die größte Stadt am Bodensee und hat seine historischen Wurzeln im 2. Jahrhundert vor Christus, als hier der Stamm der Helviter (Kelten) sich hier niederließ. Der römische Kaiser Augustus eroberte Konstanz im 1. Jahrhundert und gliederte es in Römische Reich ein. Im Mittelalter konnte sich Konstanz als freie Reichsstadt behaupten und war von 1414 bis 1418 Ort des „Konzil von Konstanz“, der einzigen Papstwahl nördlich der Alpen. Das Konzilsgebäude gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Im zweiten Weltkrieg wurde Konstanz von den Bombenangriffen der Alliierten weitestgehend verschont, weshalb die historische Substanz erhalten werden konnte. Wunderschöne Kirchen, allen voran der Konstanzer Münster, zieren das Stadtbild. Gerade Bauten des Mittelalters wie das „Haus zur Kunkel“, das „Alte Rathaus“ oder der „Obermarkt“ sind äußerst sehenswert. So kann ein Stadtbummel durch Konstanz ein wunderbarer Auftakt für die Wanderundreise sein, möglichweise sollte man sich eigens eine Tag hierfür reservieren.
Die Insel Mainau, die Blumeninsel des Bodensees, ist ein beliebtes Ausflugsziel. Dank des milden Klimas gedeihen hier sogar Palmen und andere mediterrane Pflanzen. Die Insel befindet sich im Besitz der schwedischen Adelsfamilie Bernadotte, die aber an der Gesellschaft, welche die Insel bewirtschaftet, nur noch einen Anteil von einem Prozent besitzt, der Rest gehört einer gemeinnützigen Stiftung. Bekannte Sehenswürdigkeiten der Insel Mainau sind das Barockschloss, die St. Marienkirche und das Pfauengehege.
Ein besonderes Erlebnis ist die Durchquerung der Katharinen- und Marienschlucht. Auf einem knapp einen Meter breiten Steg werden die beiden Schluchten passiert, die Ränder werden von moosbehangenen Felswänden markiert, geht es mehrere Meter bergab und auf.
Den Abschluss der ersten Etappe bildet schließlich die Doppelgemeinde Bodman-Ludwigshafen. Besonders sehenswert ist das Schloss Bodman, die Ruine „Altbodman“ und das kleine hiesige Museum, das vor allem Fundstücke aus der Steinzeit präsentiert. Die hochmittelalterliche Burgruine „Altbodman“ stammt aus dem 14. Jahrhundert und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Schon während des Schweizer-Krieges (1499) erlitt sie erste Schäden, im Dreißigjährigen Krieg wurde sie dann fast vollständig zerstört. Am Abend des ersten Tages kann man schließlich den Sonnenuntergang am Bodensee genießen.