Eine äußerst ungewöhnliche Art zu Reisen ist das Wanderreiten in der Mongolei. Der Zentraleuropäische Staat, der zwischen seinen übermächtig scheinenden Nachbarn Russland und China immer wieder in Vergessenheit gerät, ist vielen Menschen nur in Verbindung mit Dschingis Khan ein Begriff. Der Ansatz ist eigentlich gar nicht so schlecht, lässt sich das äußerst dünn besiedelte Land doch am Besten mit Pferd erkunden, wie es einst der berühmte Vorfahr mit seinen Truppen getan hat.
Auf der Reise wird es auch immer wieder Augenblicke geben, in denen man sich in die Zeit des großen Herrschers zurück versetzt fühlt. Einzelne Jurten, die immer wieder vereinzelt den Weg auf dem Weg liegen, scheinen im Laufe der Jahrhunderte keine Entwicklung erfahren zu haben. Ein großer Teil der Mongolen sind noch immer Nomaden, die mit ihren Pferden, Schafen, Hunden und Zelten durch die weite Landschaft ziehen, um passendes Weideland zu finden, was angesichts der unendlich scheinenden Weite des Landes kein Problem ist. Die Menschen scheinen sich über jeden Besucher zu freuen, denn man wird meistens gleich in die Jurte eingeladen, erhält eine Schale Schafsmilch und etwas im Kessel gekochtes Fleisch. Wenn man sich rechtzeitig mit dem Ruf „Haltet Eure Hunde fest“ angekündigt hat, kann man mancherorts noch Frauen in traditionellen Kleidern kennenlernen. Hier muss man sich mit der Tatsache vertraut machen, dass in der Ruhe die Kraft liegt, denn selbst der Beagle schaut nur kurz gelangweilt auf, wenn man in das Zelt schlüpft.
In kaum einem anderen Land der Welt wird man auf einer Reise so wenig Menschen begegnen wie hier in der Mongolei. Teile der Tour führen durch karges Steppenland, das am Tage mit quälend heißen Temperaturen auf die Stimmung drückt und während der Nacht durch extreme Temperaturstürze zum Frieren zwingt. Man wird permanent von ausgebildeten Führern begleitet, die für die Versorgung und die Route zuständig sind. Große Gespräche sind von ihrer Seite nicht zu erwarten, denn in der Mongolei gilt Schweigen als eine Tugend, aber sie sind zuvorkommend, höflich und immer hilfsbereit. Zudem werden gleich mehrere Pferde die Tour begleiten, um sich beim Gepäck und Tragen der Menschen abzuwechseln, denn die hiesigen Rassen sind etwas kleiner als europäische.
Den Abschluss bildet schließlich ein Besuch in der Hauptstadt Ulan Bator. Hier leben etwas mehr als eine Million Menschen und man endlich das Gefühl wieder in der Moderne angekommen zu sein, schließlich ist die Hauptstadt wirtschaftlich im Aufschwung. In den kostenlosen Kleinanzeigen der Stadt lässt sich auch spontan eine Unterkunft finden, denn ein Aufenthalt in Ulan Bator sollte ruhig etwas länger dauern, um sich mit der modernen Kultur des Landes vertraut zu machen. Da man hier den Tourismus langsam für sich entdeckt, wird man immer zuvorkommend behandelt und erlebt letztendlich einen Ausflug in eine völlig neue Welt.